Kürzlich in einem Aachener Orthopädie-Fachgeschäft. Ich
betrete den Laden, sage „Guten Tag“. Drei Verkäuferinnen, aber keine Antwort.
Nun gut, waren wohl mit dem einen Kunden im Laden stark beschäftigt.
Verkäuferin Nr. 2 wühlt in ein paar Papieren und meint dann ohne
aufzusehen: „Watt wolln`se?“
Wortlos reiche ich ihr meine Rezepte für Bandagen. „Moment“,
meint sie und besieht sich das Rezept. „Die eine ist nicht da, muss bestellt
werden. Is Ende nächster Woche da.“
Dann kassiert sie genauso unfreundlich 20 € von mir. „Setzen
sich ma umme Ecke aufn Stuhl.“ Das tue ich dann auch.
Etwa vier Minuten später kommt die Dame mittleren Alters,
nimmt ein Maßband in die Hand und brummelt: „Schuhe und Strümpfe aus.“
Ich mache also auch das und sie misst meinen Fußumfang. Das
Maßband zieht sie dann schnell – zu schnell – wieder hervor und tut mir damit
weh. „Autsch“ entfleucht es mir. Keine Reaktion. Sie steht auf und geht in den
Vorraum.
Wortlos kommt sie mit einem Karton wieder, fummelt die
Bandage raus und zieht sie mir an. Der Klettverschluss ist praktisch, aber
kratzt, weil er nicht richtig zu ist. „Lassen se das so, ist so richtig.“ Sie
steht auf und geht in den Ladenraum zurück.
Ich zieh mir Socken und Schuhe wieder an und mache mich auf
zu gehen. Die Hälfte des Ladenlokals, in dem außer mir und den drei
Verkäuferinnen niemand war, hatte ich geschafft, als ich sie brüllen hörte: „Ey
– sie sind noch nich fertig. Und mein Geld hab ich auch noch nich.“
Wortlos geh ich zurück, schaue ihr in die Augen und sage um
Ruhe bemüht: „Junge Frau, dann müssten sie mit mir besser kommunizieren.“ Sie
wird feuerrot und Verkäuferin Nr. 1 unterdrückt mühsam einen Lachanfall,
prustet aber los.
Sie holt tief Luft. „Frau Anders, bitte unterschreiben sie mir
hier, dass Sie die Bandage bekommen haben. Für dieses Rezept bekomme ich
weitere 5 €, der Betrag eben war für die andere Bandage.“
Ich unterschreibe, reiche ihr das Geld und sage so
freundlich wie möglich „Vielen Dank“.
Wär ja sonst auch schlimm, denn dann würden wir folgendes
Schild in die Fenster hängen:
Text: © Gudrun Anders