Wenn du manchmal Schwierigkeiten hast, deine eigenen Produkte zu verkaufen, dann lies diese Shortstory, damit es künftig besser klappt. Viel Vergnügen!------------ (c) Gudrun Anders, www.gudrun-anders.de -----------------------
So geht verkaufen.
Am Samstag war ich einkaufen. Auf dem Nachhauseweg fiel mir
ein, dass ich noch einen Blumenübertopf kaufen wollte, weil meine neue
Lieblingspalme Löcher im Pflanztopf hatte. Aber deswegen auf die andere Seite
der Stadt zu fahren, hatte ich bei Sonnenschein, reichlich Touristen auf den
Straßen und mit Hund im Auto auch keine Lust.
Plötzlich sah ich das Schild eines Gebrauchtwarenhandels an
der Seite, gerade noch rechtzeitig, damit ich anhalten und dann die Einfahrt
reinfahren konnte. Ich stellte mein Autochen mit samt meinem Hund im Schatten
ab und hatte Glück: Der Laden hatte heute auf. Ich hatte nämlich schon mehrmals
vor der Tür gestanden, aber immer war geschlossen gewesen. Und irgendwie konnte
ich mir die spärlichen Öffnungszeiten nicht so richtig merken.
Der kleine, sonnendurchflutete Laden war proppenvoll
gestopft. Bilder, Kleinmöbel, Dekorationen, Stühle und kleine Tischchen,
Geschirr – und alles in einem bunten Mix von alt, neu und ganz alt. Eine wahre
Fundgrube für Sammler, Schnäppchenjäger und Freunde von Einzigartigkeit.
Hier und da hob ich mal ein Teilchen an, konnte aber keine
Preisschilder sehen. Nirgendwo. So trödelte ich weiter durch den Shop, noch
immer auf der Suche nach einem Übertopf. Dann entdeckte ich ein einigermaßen
passendes Teilchen und konnte wiederum keinen Preis entdecken.
„T’schuldigung. Hier fehlt ein Preis – können Sie mir sagen,
was der Übertopf kosten soll?“
Sie überlegte einen Moment. „Hmm. Der ist sehr gut erhalten.
… Ich habe ihn von einer älteren Dame bekommen. Sagen wir 5 Euro.“ Das hörte
sich nicht nach Festpreis an. Eher hatte der letzte Satz ein zaghaftes
Fragezeichen am Ende, so dass ich noch Luft nach unten in der Preisverhandlung
sah, fragte aber stattdessen: „Haben Sie noch andere Übertöpfe, die ich nicht
gefunden habe?“
„Schauen wir mal“, antwortete sie und ging schon los in eine
andere Ecke des Ladens.
Im Gehen schaute ich, dass ich auch nichts umwarf und rief
ihr zu: „Sie haben einen schönen Laden! Aber warum haben Sie nirgendwo einen
Preis drauf?“ Ich dachte an meine Einkäufe im Supermarkt, wo ich schon gern
Preisvergleiche anstellte, schließlich gab es dort Tomaten für 1 € pro Kilo und
welche für 3 € das Kilo, die mir allerdings nicht so gut schmeckten.
Sie hob mir gerade einen antiken Übertopf mit Blumendruck entgegen:
„Weil ich gern mit meinen Kunden in Kontakt kommen möchte. Schließlich können
wir über alle Preise verhandeln. Den hier würde ich Ihnen für 8 Euro
überlassen.“
Ich schüttelte den Kopf, denn der Topf gefiel mir ganz und
gar nicht. Mein Blick fiel auf zwei Ton-Igel, die zu meinen Füßen standen und
mich zum Lächeln verleiteten. „Und die hier?“, fragte ich und zeigte auf das
Igel-Paar.
„Zusammen für 9 Euro“, erklärte sie mir.
„Und einzeln?“, erkundigte ich mich, während ich schmunzelnd
den kleinen Ton-Igel mit Spaten in der Hand hochhob und genauer besah.
„Nee“, meinte sie, „das geht doch nicht!“ Sie lächelte mich
herzerweichend an. „Die beiden müssen schon zusammen bleiben. Sonst sind ja
beide so allein!“ Sie sah aus wie ein zu schnell zu alt gewordenes kleines
Mädchen, das gerade den Wimpernaufschlag für später probte. „Nur für Sie beide
zusammen für 7 €. Und nur, weil heute Samstag ist!“ Sie strahlte mich an, als
wenn sie mit mir flirten wollte.
Ich zögerte. Meine Augen verrieten mich durch ein Lächeln,
das ich nicht unterdrücken konnte, denn ich stellte mir gerade vor, wie die
beiden Igelchen meine Dachterrasse zierten. Ich bemerkte aber, das ich meinen
Mundwinkel noch oben zog und unschlüssig war, das Geld auszugeben, denn
eigentlich wollte ich ja einen Übertopf kaufen …
Sie hatte das auch bemerkt und holte sie entscheidenden
Schlag aus: „6 Euro für beide, wenn Sie sie mitnehmen, bevor ich traurig werde,
dass die beiden kein gutes Zuhause bekommen.“ Es hörte sich an, als wenn Sie
mir gerade zwei kleine, süße Hundebabys verkaufte, die sie ins Herz geschlossen
hatte und selbst kaum loslassen konnte.
Ich musste lachen, griff in meine Westentasche und holte
mein Portemonnaie heraus. Ich zählte 6 Euro ab und überreichte sie mit den anerkennenden
Worten: „Sie sind eine exzellente Verkäuferin!“
„Ich mag nur meine Sachen und meine Kunden!“, entgegnete sie
lächelnd. „Vielen Dank und Ihnen noch ein schönes Wochenende!“ Damit drehte sie
sich um und ging auf die nächste Kundin zu, die sich fragend umsah.
Ich verließ
den Laden freudig und überlegte schon, an welchen Platz auf der Terrasse ich
sie stellen wollte. Den Übertopf hab ich vor lauter Freude dann glatt
vergessen.
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