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Dienstag, 21. Juli 2015

Die Welt – ein Spannungsfeld der Kreativität

(c) Gudrun Anders

Die Welt – ein Spannungsfeld der Kreativität

Eigentlich gibt es in unserer Welt nichts Lebendiges, was nicht kreativ ist. Kreativ im Sinne einer stetigen Veränderung oder Wandlung. Die Menschen, Ihre Ansichten, Ihre Wünsche, Sehnsüchte – und natürlich auch Ihre Ängste und Sorgen.

Ich habe vor einigen Jahren einmal mit einem Autor gearbeitet, der damals wirklich gute Bücher geschrieben hatte. Er wollte zu keinem großen Verlag gehen, der seine Bücher womöglich komplett verändert hätte. Er wollte aber auch zu keinem kleinen Verlag, denn diese wollten einen Zuschuss von ihm für die Hersteller der Bücher.
Als er mich Jahre später erneut ansprach, waren seine Bücher noch immer nicht veröffentlicht, denn Selfpublisher wollte er auch nicht werden, weil er sich selbst nicht vermarkten kann. So war ich, wie er sagte, seine letzte Hoffnung. Er wollte, dass ich ihn vermarkte und einen bekannten Autor aus ihm mache.

Bereits im Vorgespräch wurde mir nach nur wenigen Minuten und einigen gezielten Fragen klar, das zwar seine Bücher ein großes Potential hatten – aber er nicht. Oder: noch nicht. Er wollte, dass seine Bücher bekannt werden – er selbst wollte sich aber weiter in seinem Schneckenhaus verkriechen. Und er hatte ein Thema mit Geld, wie es vielen Künstlern zu eigen ist. Bloß kein Geld nehmen für die eigenen Produkte. Oder wenn, dann nur wenig. So wenig, das an einen Ausstieg aus Hartz IV für so manchen Künstler gar nicht zu denken ist, obwohl viel gearbeitet und auch geleistet wird. Allein es fehlt an Wertschätzung für die eigenen Sachen.

Natürlich gibt es auch die, die überkompensieren und dann horrende Preise verlangen, die von einem Normalsterblichen nicht oder nur unter drastischen Sparmaßnahmen akzeptiert werden können. Die haben auch ein Problem, allerdings ist dieses etwas anders gelagert.

In einem Telefonat mit dem Autor habe ich gestern versucht zu erklären, dass man sich als Selbständiger – egal ob Autor, Masseur, Berater oder Dienstleister – eben nicht hinter einer Fassade verstecken darf, sondern nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu den eigenen Produkten / Dienstleistungen stehen sollte oder besser noch „muss“. Denn auch bei der Vermarktung von Produkten schauen die Händler und Widerverkäufer auf den Hersteller: Je bekannter ein Mensch oder eine Marke ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Produkt gekauft und mit vertrieben wird.

Das vorläufige Ende unserer Gesprächs war, das mir vorgeworfen wurde, eine geldgierige Unternehmerin zu sein, die für ihre Dienstleistungen auch noch – welche Schande! – Geld verlangt und nicht garantieren kann, dass der Auftragnehmer bzw. seine Bücher berühmt werden.

Mich hat es noch eine Weile beschäftigt, dann habe ich diese Episode ad acta gelegt. Heute morgen bekam ich die andere Seite einer solchen Situation gespiegelt. Beim Sport hatten wir eine Vertretung, weil unsere Trainerin in Urlaub ist. Eine Frau Mitte dreißig mit ungeheurer Power und Esprit, die mit jeder Faser ihrer Körpers ausdrückte, dass sie Spaß an Sport und Ihrem Job hat. Lachend, motivierend, tanzend, mitreißend gestaltete sie uns eine anstrengende, aber „saugute“ und lebendige Sportstunde. Lachende Gesichter in der ganzen Runde, auch wenn so manches Wehwehchen der älteren Teilnehmer die  100% ige Teilnahme zunichtemachte. Wir hatten Spaß, fühlten uns gut und wohl und hatten das Gefühl, wirklich etwas Gutes für uns getan zu haben. 

Nach der Stunde kam die Trainerin sich in unserer Umkleide die Hände waschen. Drei Frauen fragten, wann und wo man bei Ihr Stunden oder einen Kurs buchen könne, weitere fünf hörten gespannt und interessiert zu. Auch ich gab ihr meine Karte, damit sie mich von Aktivitäten unterrichten konnte.

Das nenne ich aktives, gelebtes Marketing! Sie hat Spaß, kommuniziert das, hat keine Angst Geld zu verdienen – und daher einen vollen Terminkalender! Einen Kalender, in dem keine Muss-Termine stehen, sondern täglich Spaß, Fitness und die Freude am Umgang mit anderen Menschen. Sie ist für mich das Paradebeispiel von einem erfolgreichen Menschen. Erfolg, der sich AUCH an Geld misst, aber nicht nur und schon gar nicht ausschließlich. 

Der viel größere Faktor ist der authentische, positive Umgang mit den eigenen Vorlieben und Fähigkeiten, die anderen Menschen dienlich sind. Das ist für mich „wahres Leben“. Ein Leben in Freude und Harmonie, wo die eigenen Stärken und Schwächen im Gleichgewicht sind. Wo keine Ausreden von „es geht nicht“ mehr greifen, sondern das eigene Potential zum Wohle aller gelebt wird. Ich hoffe, der Autor aus meinem obigen Beispiel bekommt irgendwann einmal diese Kurve und lernt sein Leben zu genießen und sieht es nicht als Strafe an. Ich wünsche es ihm sehr.

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