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Heute Morgen gab ich kaufmännischen Unterricht bei einer Gruppe von Langzeit arbeitslosen Menschen. Ich hatte einige Rechenübungen zur Prozentrechnung im Gepäck und wollte ein wenig die grauen Gehirnzellen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen aufmöbeln.
Ein bisschen rechnen kann dabei nicht schaden, schließlich muss mal als Kaufmann oder Verkäufer öfter mal den schnellen Überblick behalten. Und ich finde nichts peinlicher, als wenn man sich beim überschlägigen Rechnen sehr vertut. 10% von 1.000 sind eben nicht 35 Euro.
Ich hatte online nach Übungsaufgaben gesucht und mir einige aus einem Schülerportal herunter geladen. Es waren Übungen aus der 8ten Klasse, die eigentlich alle meine Teilnehmer besucht haben sollten.
Die erste Aufgabe war noch recht harmlos: 64% sind 16 Schüler. Wie viele Schüler sind in der Klasse?
Schon stöhnten die ersten. „Boah, Frau Anders. Wissen Sie wie lange das her ist? Ich hab vor über 35 Jahren die Schule besucht! Mathe hab ich nie gebraucht in meinem Beruf. Und jetzt soll ich mich noch an Prozentrechnung erinnern?“
Eine andere Frau meinte: „Haben Sie mal nen Taschenrechner für mich. Damit kriege ich die Aufgaben vielleicht gelöst….“ Wortlos schob ich ihr meinen Taschenrechner herüber.
Ein anderer älterer Mann, der kurz vor der Rente stand, kratzte sich am bereits kahlen Hinterkopf: „50 Prozent ausrechnen hätte ich ja noch im Kopf geschafft. Aber 64 Prozent … Ich passe!“
Aus der letzten Reihe ertönte plötzlich lautstark: „Ich hab‘s! Ich hab’s!“ Der Mitdreißiger grinste bis über beide Ohren.
Ich war beeindruckt, aber irgendwas war auch faul an der Sache. Schon stand der junge Mann auf und kam mit seinem Handy in der Hand zu mir. Lachend zeigte er mir das Display, auf dem die Lösung prangerte.
Ich war verdutzt. „Wie haben Sie das gemacht?“
Er grinste noch mehr und beugte sich etwas zu mir herunter. Ins Ohr flüsterte er mir: „Wenn Sie Übungsaufgaben ausdrucken, sollten sie beim Kopieren vielleicht den QR-Code verdecken. Sonst kann jeder die Lösungen online abrufen!“ Noch immer grinsend ging er wieder zu seinem Platz.
Von der linken Seite meldete sich ein anderer Mann zu Wort: „Nee, Frau Anders. Ich bin jetzt 51 und hab’s bis hierher ohne Prozentrechnung geschafft. Ich nehm‘ jetzt Google zu Hilfe!“ Sprach’s und zückte sein Handy. „Hey Google. Rechenaufgabe. 64 Prozent sind 16. Wie viel sind 100 Prozent?“
Prompt kam die Antwort von Doktor Google: „Immer mehr Schüler fallen durchs Abitur.“
Die ganze Gruppe bog sich minutenlang vor Lachen.
Als der Lachanfall endlich vorbei war, meinte eine junge Frau: „So aus dem Kopf müssten das vielleicht 20 Schüler sein. Oder auch mehr. Ich weiß nicht so recht.“
Von allen Seiten kam aber zustimmendes Nicken. Mit diesen Ungefähr-Angaben wollte man sich dann eigentlich für heute zufrieden geben.
Ich schüttelte etwas den Kopf und meinte dann lachend: „Diese Milchmädchen-Rechnungen gelten nur dann, wenn ich mir von Ihnen viel Geld leihe. Dann bin ich mit den Rückzahlungen der Raten schnell fertig!“
Diesmal griffen alle hastig zu Schreibgerät und Taschenrechner. Nach einigen Minuten und auch Diskussionen über den richtigen Rechenweg war man sich dann einig, das 25 Schüler in der Klasse waren. Stimmt’s?
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Das einzige, was wir wirklich mit anderen Menschen teilen, sind die berührenden Momente, die uns das Leben schenkt. Kein noch so schönes Erinnerungsstück kann uns die wahren Momente mit all den Emotionen, von denen sie begleitet werden, ersetzen.
In unserer schnelllebigen Zeit, in der wir oft durch unser Leben hasten, ist es hilfreich, diese Alltagssituationen aufzuschreiben. Die Wiederentdeckung dieser kleinen Geschichten beim nochmaligen Lesen, ermahnt uns, mit diesem Geschenk des Lebens achtsamer und aufmerksamer umzugehen und das Leben mehr zu genießen.
Ich wünsche Ihnen Freude, gute Unterhaltung und ein paar ruhige Momente mit diesen kurzen Geschichten aus meinem Leben.
ISBN: 9783750274594 | 120 Seiten | 10 Euro
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