Vor ein paar Tagen wollte ich eigentlich schnell im Drogeriemarkt etwas Katzenfutter besorgen, als mir ein knallgelbes Schild mit dem Wort „Räumungsverkauf“ an einem Schuhgeschäft auffiel.
Schon seit Tagen hatte ich die Idee, mir für meine leicht gestressten Füße ein paar neue sommerlich-luftige Latschen zu holen. Und da ich gern ein paar Euro spare, ging ich schnell in den Laden hinein und suchte nach meinen neuen Schuhen.
Schnell hatte ich gefunden, was ich ungefähr gesucht hatte. Das gut sitzende Paar sollte regulär 29,95 € kosten. Ein großer, roter 30%-Rabatt-Aufkleber prangerte ebenfalls auf dem Karton. Darunter der neue Preis: 27,83 €.
Ich hatte schon einen Schritt in Richtung Kasse gemacht, als meinem Kaufmannshirn auffiel, dass an der Rechnung irgendetwas falsch war. Schnell rechnete es 10% aus – und das waren immerhin schon 2,99 Euro. Das ganze mal drei konnte auf keinen Fall den neuen Preis auf dem Karton ergeben. Der Aktionspreis musste für mein Dafürhalten knapp über 20 Euro liegen.
Ich wähnte also einen Fehler und ging dennoch zur Kasse, um den Preis zu klären. Irgendwie fand ich die Schuhe schon nett und den rabattierten Preis wollte ich für meine Füße gern investieren.
„Entschuldigung“, wandte ich mich an eine Verkäuferin. „Was ist der neue Preis für diese Schuhe?“
„Steht doch auf dem Karton…“, meinte sie ohne von ihrem Handy aufzusehen.
„Ich glaube, der Preis ist falsch“, gab ich ihr zu Bedenken.
Sie schaute mich erstmals an. „Der Computer verrechnet sich nicht.“
„Könnten Sie vielleicht mal einen Blick drauf werfen und mir dann sagen, zu welchem Preis ich diese Schuhe erwerben kann?“ Ich war immer noch um Ruhe bemüht. wuuuussaaaaaa ……
„Die kosten jetzt 27,83 €, so wie es auf dem Schild steht.“ Sie wandte sich wieder ihrem Handy zu.
„Dann wurden da allerdings keine 30% abgezogen“, gab ich ihr erneut Futter. Ich hatte es geschafft, sie nahm sich jetzt einen Taschenrechner zur Hand und legte ihr Handy mit der begonnenen SMS endlich weg.
„29,95 mal 30 Prozent … minus … gleich ….“ Es entstand eine kurze Pause. „Oh, da scheint ja wirklich etwas falsch zu sein. Moment, ich rufe die Kollegin.“
Das tat sie dann auch. Diese rechnete ebenfalls noch mal nach und meinte dann siegessicher: „Die Schuhe kosten jetzt 29 Euro und 5 Cent. Wollen sie die haben?“
„Nicht zu dem Preis“, warf ich ein. Ich hatte im Kopf mitgerechnet. Wahrscheinlich hatte sie bei den 30% Rabatt einfach nur die Null vergessen einzutippen, die in diesem Fall einen ganz erheblichen Preisunterschied für mich machte. Kann ja mal vorkommen ….
„Zu welchem Preis denn?“, fragte die zweite Verkäuferin dann keck.
„Zum richtigen“, meinte ich und überlegte gerade, ob ich nicht meinen Beruf wechseln und mal Verkäuferinnen ausbilden sollte. In meiner Generation und auch während meiner Kaufmannsausbildung hatten wir noch Kopfrechnen gelernt, wenngleich wir später auch Taschenrechner und Computer nutzen. So war doch zumindest noch ein Fünkchen Preisgefühl vorhanden.
Verkäuferin Nummer 2 nahm sich jetzt meinen Schuhkarton und ging damit zur Kasse. Sie hielt den Karton vor den Scanner und meinte dann freudestrahlend: „Die Schuhe kosten jetzt 19,48 €. Nehmen Sie die mit?“
„Zu dem Preis ja!“, rief ich und grübelte, wie es sein konnte, dass der neue Verkaufspreis unter 20 Euro lag. Konnte ich mich tatsächlich so verrechnet haben?
Ich bezahlte und verließ den Laden. Draußen nahm ich mir mein Handy zur Hand. Was für ein Segen, dass heute in jedem Smartphone eine Taschenrechner-App enthalten ist!
29,95 Euro abzüglich 30% Räumungsrabatt waren laut meinem Telefon 20,96 Euro. Ich tippte auch den falschen Preis ein und zog den Rabatt ab – et voilá – da hatte sich das Mysterium geklärt. Irgendjemand – wahrscheinlich war‘s der Computer … - hatte die 30% noch einmal vom bereits falsch reduzierten Preis abgezogen.
Für einen Moment überlegte ich, ob ich reingehen und das erneut klarstellen sollte. Aber ein Blick in die Runde verschaffte mir eine neue Idee. Das on top gesparte Geld investierte ich lieber in eine leckere Kugel Eis. Die hatte ich mir jetzt auch redlich verdient.
(c) Text und Bild: Gudrun Anders, Aachen.
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Sonntag, 18. August 2019
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