Als Frisörin wollte ich einfach nur meine Berufung leben. Mit
Kindern wurde mir keine würdige Arbeitsstelle geboten, daher habe ich den Weg in
die Selbständigkeit eingeschlagen. Seit November 2011 bin ich als Mutter von
zwei Kindern Inhaberin eines Friseursalons in Burtscheid und tue tagtäglich
mein Bestes.
In den letzten Monaten habe ich neue Vollzeitkräfte eingestellt
und die Gehälter erhöht. Ich wollte expandieren, aber dann kam alles anders als
erwartet. Corona kam und die Kunden ließen auf sich warten.
Trotzdem hatte ich
bis dahin niemanden in Kurzarbeit gesteckt. Die Soforthilfen haben nur einen
Teil abpuffern können. Aber ich habe mich verpflichtet gefühlt und die
Kündigungen am nächsten Tag zurückgezogen. Ich habe lange auf diese kompetenten
Mitarbeiter gewartet und hoffe, sie wissen es auch zu schätzen.
Als Mutter habe ich jetzt in der Krisenzeit gesehen, wie viel Zeit
die Kinder in der Vergangenheit in fremden Händen waren und sehe, dass wir als
Familie eigentlich die meiste Zeit getrennt waren. Alles läuft bei mir
irgendwie weiter, doch es scheint mehr Arbeit zu sein als gewohnt. Ob und was überhaupt
gerade Sinn macht, steht in den Sternen – aber ich bin es einfach nicht gewohnt
nichts zu tun. Als Mutter, Ehefrau, Ausbilderin, Chefin und Unternehmerin tue
ich, was ich derzeit für richtig halte, ich suche und finde in allem einen
Sinn. Ruhe und Quarantäne sind sicherlich etwas anderes. Der Beruf ist nun mal
auch mein Hobby.
Auch in dieser Zeit möchte ich unseren Kunden zeigen, dass wir sie
vermissen und bei Fragen zum Haar gerne zur Verfügung stehen. Alles andere ist derzeit
nicht möglich, denn wir können kein Haarschnitt liefern lassen. Den Selfmade-Haarschnitt
kann ich nicht unterstützen, denn es könnte meine Kunden für Wochen
„entstellen“.
Natürlich gibt es im Moment viele, die trotzdem die Haare gemacht
bekommen. Den meisten ist sicher nicht bewusst, was sie damit anrichten, wenn sie
fremde Menschen – und damit die Schwarzarbeit – in ihre eigenen Bäder lassen.
Schwarzarbeit gab es zwar immer, aber im Moment wird diese aus der Not heraus
gefördert. Hoffentlich unterstützen die Menschen bald wieder die
Arbeitsstellen, die im Moment am seidenen Faden hängen.
Ehrlich gesagt habe ich mir im Inneren schon lange gewünscht, dass
die Menschen begreifen, was wirklich wichtig im Leben ist. Und dass jeder
begreift, dass nichts selbstverständlich ist. Jeder muss für alles kämpfen – in
guten wie in schweren Zeiten.
Meine Devise ist: „Nur gemeinsam sind wir stark“ und meine
Hoffnung ist, dass das menschliche Miteinander (wieder) etwas mehr in den
Vordergrund tritt. Ich wünsche mir, dass der „normale“ Alltag wieder einkehrt
und wir lernen, uns gegenseitig wertzuschätzen und zu akzeptieren. Und
natürlich, das wir wieder ein normales Familienleben haben können.
Beruflich
würde ich mir wünschen, dass mein Unternehmen bestehen bleibt mit allen Kunden
und natürlich dem gesamten Team.
Wir haben es in der Vergangenheit geschafft von Null etwas
aufzubauen. Also können wir es wieder! Nur diesmal mit mehr Erfahrung und
gemeinsam statt alleine!
Mit „hairzlichen“ Grüßen,
Mit „hairzlichen“ Grüßen,
Julia
Kaya | Hairzlich Damen & Herrenfriseur
Burtscheider
Markt 4-6 | 52066 Aachen
Tel.: 02 41 - 99 70 688