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Mittwoch, 21. Dezember 2022

Short Story - Schreiiiiiiiiibtherapie – Es tut so gut, wenn der Schmerz nachlässt!

 

Schreiiiiiiiiibtherapie – Es tut so gut, wenn der Schmerz nachlässt!

Ich war gerade zur Physiotherapie. Irgendwie hat sich ein Muskel an der Hüfte von der Arbeit verabschiedet und
meinte allen Ernstes, erst mal eine Pause einlegen zu müssen. Dass das nicht so wirklich angenehm ist auf den täglichen Hunderunden – und auch nicht auf dem Gang vom Schreibtisch zur Toilette … – kann man sich leicht vorstellen.

Zureden half nicht, Dehnübungen ebenfalls nicht und mein Hund zog es vor, sich in sein Körbchen zu verziehen. Nach drei Tagen hatte ich die Nase vom Umherhumpeln voll und ging zu meiner Ärztin und bat sie um ein Rezept. Als ich anschließend bei meiner Physiotherapeutin anrief, hatte gerade zuvor eine Patientin für den Nachmittag abgesagt und praktischerweise konnte ich diesen Termin übernehmen. Ein Zeichen! Noch am Nachmittag würde meinem Humpeln Abhilfe geschaffen werden. Die Erleichterung nahte.

Bevor diese jedoch Einzug halten konnte, war erst mal das Gegenteil davon der Fall. Die zarten Hände der Therapeutin waren gar nicht mehr so zart, als sie auf meinen gestressten und verhärteten Muskel trafen. Das tiefe „tiiieeeefff durchatmen“ war auch wirklich nötig, denn der harte Muskel fühlte sich an wie ein Knochen, der malträtiert wird. Schweiß stand mir auf der Stirn. Ach, was ist es schön, wenn der Schmerz endlich nachlässt!

„Ist was?“, fragte sie keck.

„Nö, nix. Alles guuuut“, presste ich zwischen zwei Mal sehr tief durchatmen hervor. „Ich liebe den Löööösungsschmerz.“

„Oh, toll“, meinte sie und gab bei der Massage noch mal an den richtigen Stellen Vollgas.

Für einen kurzen Moment war es still. Nur mein tiefes Durchatmen störte die Stille und bewahrte mich davor, dass Langeweile aufkommen konnte.

„Was machen Sie eigentlich beruflich?“, wurde ich gefragt, als sie sich dem nächsten schmerzhaften Punkt Millimeter um Millimeter näherte.

Als sie am Muskelansatz angekommen war, versuchte ich gerade „Schreiiiiiiiiibtherapie“ ohne zu viele I’s herauszubringen.

„Schrei-Therapie. Klasse. Wo macht man das denn? Am Strand oder im Wald?“ Offenbar war das B irgendwie nicht angekommen.

„Mit B“, meinte ich grinsend, als die Massage für einen Augenblick wundervoll entspannend war. „Mit B in der Mitte. Schrei – B – therapie.“

Sie gab noch mal richtig Gas am Muskel, so dass ich lauthals stöhnen musste. „Ach so! Klingt spannend! Die ohne B mach‘ ja dann wohl ich!“

Wir mussten beide lachen und fanden, dass wir doch ein gutes Team wären, ob mit B oder ohne. Ich stand auf und bewegte mein Bein. Es fühlte sich wunderbar an! Und – ich konnte wieder einigermaßen Laufen, der Krampf war verschwunden.

Ich finde, beide Therapien sind wunderbar, denn nicht nur die Massage macht Spaß, sondern auch das Aufschreiben einer netten Lebenssituation. Schrei-B-therapie eben. Wenn man mich fragt: Ich bin dafür, beide Arten zu benutzen, denn beides tut gut!

© Gudrun Anders, Infos zu Schreibtherapie unter: http://www.gudrun-anders.de/Schreib-Coaching-und-Schreib-Therapie/

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