Schreiiiiiiiiibtherapie – Es tut so gut, wenn der Schmerz nachlässt!
Ich war gerade zur Physiotherapie. Irgendwie hat sich ein Muskel
an der Hüfte von der Arbeit verabschiedet und
meinte allen Ernstes, erst mal eine
Pause einlegen zu müssen. Dass das nicht so wirklich angenehm ist auf den
täglichen Hunderunden – und auch nicht auf dem Gang vom Schreibtisch zur
Toilette … – kann man sich leicht vorstellen.
Zureden half nicht, Dehnübungen ebenfalls nicht und mein
Hund zog es vor, sich in sein Körbchen zu verziehen. Nach drei Tagen hatte ich
die Nase vom Umherhumpeln voll und ging zu meiner Ärztin und bat sie um ein
Rezept. Als ich anschließend bei meiner Physiotherapeutin anrief, hatte gerade
zuvor eine Patientin für den Nachmittag abgesagt und praktischerweise konnte
ich diesen Termin übernehmen. Ein Zeichen! Noch am Nachmittag würde meinem
Humpeln Abhilfe geschaffen werden. Die Erleichterung nahte.
Bevor diese jedoch Einzug halten konnte, war erst mal das
Gegenteil davon der Fall. Die zarten Hände der Therapeutin waren gar nicht mehr
so zart, als sie auf meinen gestressten und verhärteten Muskel trafen. Das tiefe „tiiieeeefff durchatmen“ war auch wirklich nötig, denn der harte Muskel fühlte
sich an wie ein Knochen, der malträtiert wird. Schweiß stand mir auf der Stirn.
Ach, was ist es schön, wenn der Schmerz endlich nachlässt!
„Ist was?“, fragte sie keck.
„Nö, nix. Alles guuuut“, presste ich zwischen zwei Mal sehr tief
durchatmen hervor. „Ich liebe den Löööösungsschmerz.“
„Oh, toll“, meinte sie und gab bei der Massage noch mal an
den richtigen Stellen Vollgas.
Für einen kurzen Moment war es still. Nur mein tiefes
Durchatmen störte die Stille und bewahrte mich davor, dass Langeweile aufkommen
konnte.
„Was machen Sie eigentlich beruflich?“, wurde ich gefragt,
als sie sich dem nächsten schmerzhaften Punkt Millimeter um Millimeter näherte.
Als sie am Muskelansatz angekommen war, versuchte ich gerade
„Schreiiiiiiiiibtherapie“ ohne zu viele I’s herauszubringen.
„Schrei-Therapie. Klasse. Wo macht man das denn? Am Strand
oder im Wald?“ Offenbar war das B irgendwie nicht angekommen.
„Mit B“, meinte ich grinsend, als die Massage für einen Augenblick
wundervoll entspannend war. „Mit B in der Mitte. Schrei – B – therapie.“
Sie gab noch mal richtig Gas am Muskel, so dass ich lauthals
stöhnen musste. „Ach so! Klingt spannend! Die ohne B mach‘ ja dann wohl ich!“
Wir mussten beide lachen und fanden, dass wir doch ein gutes
Team wären, ob mit B oder ohne. Ich stand auf und bewegte mein Bein. Es fühlte
sich wunderbar an! Und – ich konnte wieder einigermaßen Laufen, der Krampf war
verschwunden.
Ich finde, beide Therapien sind wunderbar, denn nicht nur die Massage macht Spaß, sondern auch das Aufschreiben einer netten Lebenssituation. Schrei-B-therapie eben. Wenn man mich fragt: Ich bin dafür, beide Arten zu benutzen, denn beides tut gut!
© Gudrun Anders, Infos zu Schreibtherapie unter: http://www.gudrun-anders.de/Schreib-Coaching-und-Schreib-Therapie/