Heute hatte ich ein Vorgespräch mit einer potentiellen
Kundin, die ein Buch herausgeben wollte. Drei hatte sie schon geschrieben und alle
„vergammelten im Computer“, sagte sie. Sie war mit durch eine Freundin
empfohlen worden und hatte keinerlei Ahnung vom Selfpublishermarkt und der
modernen Herausgabe von Büchern.
Ich erzählte ein wenig davon, wie ich dazu gekommen war, was sich in den letzten 25 Jahren alles verändert hat und wie die heutigen technischen Möglichkeiten sind.
„Ja, ja!“, rief sie. „Genau das will ich auch machen!“
Sie wollte keinen Verlag, der über ihr Buch bestimmte. Sie wollte ihre selbst gemalten Cover haben. Sie wollte keinen Lektor, der über das Buch bestimmte, sie wollte nur die Fehler korrigiert haben. Sie wollte nicht abhängig sein von der Gunst der Verlage. Sie wollte ihr eigener Herr werden.
Für ihre erste Publikation war schon fast alles bereit und
sie meinte, es wäre schön, wenn das Buch im nächsten Jahr herauskommen würde,
am besten zum Jahresende.
Und ich sagte, dass ein Korrektorat sicherlich zwei oder drei Wochen dauert, aber das Cover wäre auch mit wenigen Kenntnissen sehr schnell gemacht. Ich spürte, wie Sie der Mut verließ oder war es Angst, die in ihr hochkroch?
Jedenfalls vereinbarten wir, dass Sie mit mir ein erstes längeres Orientierungsgespräch führen wollte, um nach Beantwortung eines Fragebogens einen maßgeschneiderten roten Faden für das Selfpublishing-Business von mir zu erhalten.
Eine Stunde später bekam ich eine Email von ihr. Sinngemäß meinte sie, so schnell wollte sie eigentlich ihre Bücher nicht veröffentlichen. Sie wollte noch weiterhin genießen, keine Ahnung von der Materie zu haben.
Innerlich schüttelte ich den Kopf und fragte mich natürlich, was ich wohl falsch gemacht hatte. Ich fand aber nichts, was ich nicht immer wieder genau so machen würde.
Selfpublishing geht nun mal schnell. Und entweder man will es oder man will es nicht. Ich kann verstehen, wenn einem die Materie nicht bekannt ist, dass man Widerstände hat. Aber das heißt ja nicht, dass man seine Träume weiter aufschiebt. Und es heißt auch nicht, dass man nicht langsam, Schritt für Schritt hineinwachsen kann.
Ich wünsche ihr jedenfalls, dass sie die richtigen Schritte
geht und nicht noch weiter mehrere Jahre damit verbringt, ihre Bücher im PC
schmoren zu lassen, um irgendwann zu sagen „Hätte ich doch …“